Gegen Ende des 13. Jahrhunderts fand das Schießpulver seine Verbreitung. Zuerst wurden damit Belagerungsgeschütze betrieben, doch man kam auch bald auf die Idee, diese verkleinert als Handbüchsen zu verwenden. Von Italien aus verbreitete sich diese Waffe über Deutschland nach Flandern, Frankreich und England. In einigen Zeichnungen und Erwähnungen tauchen diese Handbüchsen bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts auf. Während dieses Jahrhunderts verbreitete sich ihr Gebrauch über ganz Europa, war jedoch noch gegenüber dem Bogen und der Armbrust eine kleine Minderheit. Erst im 15. und 16. Jahrhundert sollten sie eine größere Verbreitung erfahren. In ihrer Art war die Handbüchse simpel: Ein Rohr von unterschiedlicher Größe, auf einer Seite offen, auf der anderen geschlossen, mit einem kleinen Zündloch auf der Oberseite. In das Rohr wurde eine abgemessene Menge Schiesspulver und eine Blei-, Stein- oder Tonkugel gegeben. Das Pulver wurden mit Hilfe einer Zündlunte oder glühenden Eisens durch das Zündloch gezündet. Diese Waffen nannte man "Handbüchsen" oder "Faustrohre". Es gab die verschiedensten Ausführungen in Form, Größe und Länge. Manchmal erhielten die Rohre noch Holzstützen für den besseren Halt oder Haken am Rohr, um sie in die Zinnen von Mauern einhaken zu können (sogenannte Hakenbüchsen). Manche wurden sogar mit Klingen oder Spießen versehen, um sie als Nahkampfwaffen verwenden zu können Diese Handbüchsen hatten eine kleinere Reichweite als Bogen und Armbrust, waren nicht so zielgenau und benötigten länger zum Nachladen. Die Durchschlagskraft war auch wesentlich geringer als bei Bogen oder Armbrust, reichte jedoch immer noch aus, um eine Rüstung zu durchschlagen. Worin lagen jedoch nun die Vorteile, so daß sich die Schiesspulverwaffen auf Dauer gegen Armbrust oder Bogen durchsetzten? Einmal waren sie wesentlich einfacher in der Bedienung. Ein Mann konnte binnen einer halben Stunde in die Benutzung eingewiesen sein und mit dieser Waffe die selbe Wirkung wie mit Bogen oder Armbrust erreichen, für die es im Gegensatz jahrelanges Training bedurfte. So konnte jeder "dumme Bauer" einem Ritter gefährlich werden. Außerdem war die Herstellung dieser Waffe und der Munition um ein Vielfaches billiger und schneller. Die Produktion eines guten Pfeils erfordert einiges an Zeit und Können, eine Bleikugel war jedoch schnell gegossen. Eine Armbrust war nur mit einigem Aufwand herzustellen und erforderte eine gute Mechanik, die Handbüchse dagegen war nicht viel mehr als ein Eisenrohr mit Zündloch. So konnte man schnell bei Bedarf eine große Menge an Bewaffneten ausheben und ausrüsten. Bogen und Armbrust bedurften einer guten Wartung um funktionsfähig zu sein (Sehne intakt und richtig gespannt, keine Feuchtigkeit, etc..) und sie funktionierten oft nicht bei Nässe. Die Handbüchsen waren wesentlich einfacher in der Wartung und konnten auch bei Regen verwendet werden. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt ist die psychologische Wirkung einer feuernden Handbüchse auf den Feind. Der Knall, der grelle Blitz und die Rauchschwaden hatten eine demoralisierende Wirkung auf den Gegner. Alles in allem erfüllte die Handbüchse damals alles, was sich auch heute noch Militärstrategen von einer guten Waffe wünschen: günstig in der Anschaffung, schnell und in Massen verfügbar, einfache Ausbildung an der Waffe, einfache sichere Handhabung und ein angemessen ausreichendes Schadenspotential. Diese Punkte sollten dazu führen, daß die Feuerwaffen Bogen und Armbrust bis ca. 1600 verdrängt hatten. Ein Büchsenschütze war meist ähnlich dem Armbrustschützen ausgestattet und wurde mit denselben Taktiken eingesetzt. Oft waren Armbrust und Büchsenschützen in einer Einheit zusammengefasst. |