Birke und Krapp
 
Hier möchte ich meinen ersten Versuch des Färbens von Wolle mit Naturfarben vorstellen.
Ich wollte das Färben mit Birke und Krapp ausprobieren.
Dafür habe ich 100%ige Schurwolle verwendet, die wunderbar zum Nadelbinden geeignet ist.

Zuerst einmal die Vorarbeit, das Beizen der Wolle. Das ist wichtig damit die Farbe besser an die tierischen Fasern bindet. Dafür verwendet man Alaun, auch Kalium-Aluminium-Sulfat genannt. Diesen bekommt man ganz einfach in der Apotheke und bei verschiedenen Online-Händlern.

Das Beizen funktioniert folgendermaßen:
Zuerst muss man das Gewicht des trockenen, zu färbenden Stoffs bestimmen. Auf dieses Gewicht beziehen sich alle anderen Mengen.
Daraufhin kann man die Mange an Alaun berechnen, die für das Beizen verwendet werden muss. Es muss 15-20% des Trockengewichtes sein.
Das bedeutet bei 400g Wolle braucht man 60-80g Alaun. Dieses Salz löst man zuerst in einer kleineren Menge Wasser die man erhitzt weil sich Salz in heißem Wasser besser löst. Sobald alles gelöst ist muss man die Temperatur durch Zugabe von kaltem Wasser auf ca. 40°C senken, weil Wolle sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen reagiert.
In das 40°C warme Wasser kann man die Wolle geben. Ich habe für 300g Wolle ca. 8L Wasser verwendet, was eher etwas wenig Wasser war.

Dann wird das Wasser langsam zum Kochen gebracht und die Wolle 1Stunde gekocht. Anschließend lässt man das Wasser abkühlen und kann sich entscheiden wie man die gebeizte Wolle lagert. Entweder man schleudert sie und lagert sie bis zur Verwendung in Plastiktüten, oder man lässt sie einfach im Wasser liegen wie ich es gemacht habe. Empfohlen wird von vielen die Plastiktüten Variante.

Für verschiedene Färbungen muss man die Wolle unterschiedlich lange lagern. Für Krapp empfiehlt es sich sie sieben Tage zu beizen, bei Birke reicht einer.

Damit haben wir unsere Wolle bereits vorbereitet.
Ein paar Variationen zu diesem Vorgang gibt es allerdings. Zum einen sollte man die Wolle vorher waschen (ohne Weichspüler) um eventuelle Rückstände, Chemikalien und Fette zu entfernen. Zum anderen kann man die Farbe der Krappfärbung verändern wenn man der Beize noch 6% Weinstein zugibt. Die Farbe wird dann etwas intensiver rot, bzw. geht sie etwas weniger ins Orange bis Ziegelfarbene.

Nun zum Färben:
Erst einmal muss die Färbedroge, also die Blätter bzw. die gemahlenen Wurzeln über Nacht eingeweicht werden. Krapp quillt und staubt fürchterlich. Ein Atemschutz oder ein Tuch vor der Nase ist wirklich empfehlenswert. Man braucht 100% Krapp, das heißt genauso viel Krapp wie Wolle. Außerdem stinkt Krapp meiner Meinung nach, also probiert es nicht in der Wohnung aus. Das Verhältnis der Birkenblätter zur Wolle beträgt 2:1.
Nachdem die Färbedrogen über Nacht eingelegt waren, muss man sie unterschiedlich behandeln. Birke ist im Vergleich zu Krapp sehr pflegeleicht. Im Endeffekt macht man einfach nur einen sehr intensiven Tee.
Die Birkenblätter müssen man erst einmal eine Stunde lang ohne Wolle in Wasser kochen, wobei ein wunderbarer Geruch nach Kräutertee aufsteigt. Dann kann man die Blätter absieben und hat eine leicht braun-gelbe, klare Flüssigkeit der man sicher nicht zutraut diese wunderbar intensiven Farben zu erzeugen.
Anschließend muss man die Temperatur wieder auf 40°C verringern, entweder stehen lassen, mit kaltem Wasser auffüllen, oder Eisblöcke reinschmeißen, das geht am schnellsten :).
Dann gibt man die Wolle zu, bringt das Ganze wieder zum Kochen und wartet eine Stunde. Wenn man die Wolle dann entnimmt hat man wunderbar, strahlend gelbe Wolle.
Aber man kann auch ein wunderschönes Moosgrün bekommen. Dazu muss man die Wolle kurz rausnehmen und 3% Eisensulfat (Apotheke) zugeben. Das Ganze wird sofort dunkelgrün. Dann wird die Wolle wieder rein gegeben und nochmals für 15 Minuten gekocht.
Anschließend abkühlen lassen.

Bei Krapp hingegen kann man die Wolle direkt in die Färbemischung geben und erhitzen. Vorsicht dass genug Wasser verwendet wird sonst erinnert das ganze extrem an einen Sumpf.
Was auch sehr wichtig ist, ist die Temperatur. Der Farbstoff in Krapp geht bei höheren Temperaturen kaputt, geht dann ins Braune und wird nach und nach unlöslich wodurch es nicht mehr färben kann. Der ideale Bereich ist zwischen 50 und 60°C um schön intensives Rot zu bekommen.
Das ganze für eine Stunde auf der Temperatur halten und dann wieder abkühlen.

Wenn wieder ca. 40°C erreicht sind kann man die Wolle aus dem Färbebad nehmen und in ebenfalls warmem Wasser spülen. Mit jedem neuen Spülgang kann die Temperatur verringert werden. Als letztes badet man die Wolle in einem Wasserbad mit Essig, bzw. gibt einem guten Schuss Essigessenz ins Wasser. Dadurch wird die Farbe fixiert.

Vorsicht dass die gelbe und grüne Wolle nicht aneinander kommt und auch nicht im selben Wasser gespült wird sonst wird die gelbe Wolle auch grün.

Was man auch noch machen kann ist das Krapp mit einem Tuch abzuseihen, bevor man die Wolle dazu gibt, denn sonst ist es so gut wie unmöglich das feine Pulver aus der Wolle zu bekommen und jedes mal wenn man damit arbeitet krümelt man alles voll. Allerdings wird die Farbe intensiver wenn man das Krapp in der Flüssigkeit lässt. Ich würde mal sagen in diesem Fall hat jeder die Qual der Wahl.

Ich wünsche jedem der es ausprobieren will viel Freude, es ist zwar umständlich aber allein der Moment in dem man zum erstem Mal die Wolle aus dem Färbebad nimmt und die neue Farbe in all ihrer Pracht sieht ist es wert.

Wolle naturgefärbt
 
Elisabeth Eckers